Ostern in Dänemark: der „Gaekkebrev“

Während in Deutschland Ostereier bemalt und Osterfeuer aufgeschichtet werden, ist man in Dänemark derzeit mit einer anderen vorösterlichen Tradition beschäftigt: mit dem Schreiben der sogenannten „Gækkebriefe“. Was es damit auf sich hat und wie man einen Gækkebrief anfertigt und schreibt, davon handelt dieser Beitrag.

Was ist ein „Gaekkebrev“ in Dänemark?

Ein Gækkebrev ist ein anonym verschickter Osterbrief, der einen schmucken Scherenschnitt mit einem an den Empfänger gerichteten Vers enthält. Der Name des Briefes leitet sich von zwei Begriffen her: zum einen vom daenischen Wort fuer „Schneegloeckchen“ („vintergæk)“, denn ursprünglich legte man ein Schneeglöckchen mit in den Umschlag. Zum anderen vom dänischen Wort „gæk“, was so viel wie „necken“ bedeutet.

Einer meiner Verse lautete beispielsweise so

Geneckt wird der Empfänger, weil es sich meist um einen lustigen Vers handelt und weil er oder sie erraten muss, von wem der Brief stammt. Denn statt mit seinem Namen unterschreibt der Absender mit Punkten – und zwar mit genau so vielen, wie sein Vorname Buchstaben hat.

Eine typische Phrase im Brief lautet daher: „Gæk, gæk, gæk, mit navn det står med blæk“ oder etwas Ähnliches. Doch sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, und am schönsten ist es natürlich, wenn man sich die Mühe macht, selbst ein paar Zeilen zu reimen:

Der Empfänger muss dann raten, von wem der Gaekkebrief stammt. Liegt er oder sie mit der Vermutung richtig, schuldet ihm der Absender ein Osterei. Liegt er falsch, schuldet er dem Absender ein Osterei.

Die fertigen Gækkebriefe habe ich in huebschen Servietten verpackt – und sie dann den Empfaengern heimlich untergejubelt.

Wie macht man einen Gaekkebrev?

Weil mir dieser Brauch gut gefällt, habe ich heute natürlich auch meinen ersten Gaekkebrief geschrieben. Und so viel kann ich sagen: Die größte Herausforderung bestand für mich nicht darin, einen Vers zu schreiben, sondern darin, einen halbwegs ordentlichen Scherenschnitt hinzubekommen. Denn ich habe zwei linke Hände, was bedeutet: Ich konnte nie basteln und ich werde es auch nie können. Aber ich bin der Meinung, die gute Geste zählt auch. 😊Und obwohl ich mich hier oder da mal verschnitten habe, hat es mir grosse Freude bereitet, die Briefe selbst anzufertigen.

Auf den Bildern seht ihr die verschiedenen Arbeitsschritte – zunächst wird die Kante geschnitten, anschließend die Muster und dann schreibt man den Vers oder eine kleine Botschaft in den Gækkebrev. Noch schoener wird das Ganze natuerlich, wenn man Musterscheren zur Hand hat. Aber mit der grossen Papierschere und einer guten Anleitung gelingt es auch.

Eine hilfreiche Anleitung, wie man einen Gækkebrev macht, habe ich auf YouTube gefunden. Falls ihr jetzt also auch Lust bekommen habt, einen Gaekkebrief zu verschicken, kann ich das Video – und zahlreiche weitere, die dort zu finden sind – nur empfehlen.

Die Texte für meine Gaekkebriefe habe ich zunächst auf Deutsch verfasst, anschließend habe ich sie von ChatGPT ins Dänische übersetzen lassen. An den Ergebnissen habe ich dann noch weiter herumgefeilt, unter anderem mithilfe eines Reimwörterbuches. Ich hoffe, sie sind nun weitgehend fehlerfrei – und weil die Empfänger/innen bereits erraten haben, wer ihnen die Gaekkebriefe geschickt hat und ich ihnen nun eine Menge Ostereier schulde, darf ich sie gewiss auch veroeffentlichen. 😉

So viel erst einmal zum Thema Gækkebrev. Ich hoffe, ich konnte euch den daenischen Brauch nahebringen und vielleicht auch ein wenig Inspiration liefern. Oder vielleicht habt ihr selbst auch inspirierende Tipps oder mögt eure Gækkeverse hier teilen? Dann freue ich mich, wenn ihr sie in die Kommentare schreibt!

Bis dahin! ……

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert