Die Beugung des Substantivs im Deutschen und im Dänischen

Meine Güte, ist das kompliziert! Das war mein erster Gedanke, als ich anfing, mich mit der Beugung (Deklination) der dänischen Substantive zu befassen. Denn während wir im Deutschen in der Regel nur zwei Grundformen des Substantivs kennen, sind es im Dänischen gleich vier.

Hat man diese Formen erlernt, war es das dann aber auch schon – ganz anders als im Deutschen, wo es an dieser Stelle erst richtig losgeht, weil die Substantive abhängig von ihrer Funktion im Satz auch im Akkusativ, im Dativ und im Genitiv dekliniert werden.

In diesem Beitrag gebe ich zunächst einen kurzen vergleichenden Überblick, wie man Substantive auf Deutsch oder Dänisch dekliniert.

Die Groß- und Kleinschreibung von Substantiven im deutsch-dänischen Vergleich

Substantive werden im Deutschen auch als N o m e n bezeichnet. Sie geben Lebewesen, Dingen, Ereignissen oder abstrakten Ideen einen Namen.

Im Deutschen werden diese Namenwörter grundsätzlich immer großgeschrieben:

P eter, B er l i n, A u t o, T i e r, H u n d, M e n s c h e n, M a u s, F r e i h e i t, S i c h e r h e i t …

Im Dänischen dagegen werden nur die Eigennamen unter den Substantiven großgeschrieben, also beispielsweise P e t e r und B e r l i n, nicht aber bil, dyr, hund, mennesker, mus, frehed oder sikkerhed.

Das Geschlecht der Substantive im Deutschen und im Dänischen

Substantive zeichnen sich in beiden Sprachen dadurch aus, dass ihnen ein (grammatisches) Geschlecht zugeordnet wird. Im Deutschen haben wir drei Geschlechter, nämlich das maskuline, das feminine und das neutrale Geschlecht. Im Dänischen gibt es nur zwei Geschlechter, das gemeinsame Geschlecht (f æ l l e s k ø n) und das neutrale Geschlecht (i n t e t k ø n).

Genau genommen könnte man auch sagen: Das Dänische teilt die Substantive danach ein, ob sie ein grammatisches Geschlecht haben oder nicht, denn der Ausdruck „intetkøn“ bedeutet ja so viel wie „kein Geschlecht“.

Vor das grammatische Geschlecht tritt in beiden Sprachen das sogenannte natürliche Geschlecht.

Das bedeutet, dass im Deutschen alle Lebewesen entweder als männlich, weiblich oder neutral definiert sind. Der Mann ist maskulin, die Frau feminin und das Kind neutral. Ein Signalwort wie der bestimmte Artikel (der, die, das) zeigt dieses Geschlecht an.

Im Dänischen werden 99 % der Lebewesen über das gemeinsame Geschlecht definiert. Hier macht es also keinen Unterschied, ob wir von einem Mann oder von einer Frau sprechen – der gemeinsame Artikel lautet „en“. Das Kind allerdings wird auch im Dänischen als Neutrum definiert und erhält daher den Artikel „et“.

Ein wichtiger Unterschied besteht zudem darin, dass der bestimmte Artikel im Dänischen an das Substantiv angehängt wird. Lediglich wenn der bestimmte Artikel besonders betont erscheint oder wenn ein Adjektiv hinzutritt, steht er vor dem Substantiv.

Die Artikel im Deutschen (Grundform im Nominativ)

Die Beugung der Substantive im Dänischen

Aus der Tabelle wird ersichtlich, dass die bestimmten und die unbestimmten Formen im Deutschen gleich sind: ein/der Mann, eine/die Frau, ein/das Kind. (Die) Maenner, (die) Frauen, (die) Kinder.

Im Dänischen musst du dagegen anfangs vier Formen für jedes Substantiv erlernen: die unbestimmte Form im Singular (en man/kvinde, et barn), die bestimmte Form im Singular (manden, kvinden, barnet), die unbestimmte Pluralform (mænd, kvinder, børn) und die bestimmte Pluralform (mændene, kvinderne, børnene).

Das ist aber auch schon alles, was man über die Deklination der Substantive im Dänischen wissen muss. Mit einer Ausnahme: Auch hier bekommt das Substantiv im Genitiv ein s angehängt. Darüber hinaus wird der Genitiv oft vorangestellt – im Deutschen kennt man diese Form heute nur noch aus der klassischen Literatur.

Deklination der Substantive im Deutschen: Wie beugt man Substantive im Deutschen?

Den Nominativ kennen wir nun schon. Die Deklination der Substantive fängt im Deutschen an dieser Stelle aber erst richtig an. Denn wir deklinieren das Substantiv auch dann, wenn es als Objekt oder als Ergänzung im Satz erscheint.

Im Dänischen würde in all diesen Fällen die jeweilige Grundform des Substantivs stehen – ausgenommen, wie oben erwähnt – im Genitiv. Aber auch hier kommen oft Konkurrenzformen zum Einsatz wie beispielsweise ein Ausdruck mit „af“ oder „fra“.

Im Deutschen tritt also die Signalwirkung, die von Artikeln und anderen Begleitern des Substantivs ausgeht, viel deutlicher hervor. Warum ist das so? Ist es im Deutschen denn so wichtig, ob es sich um ein maskulines, feminines oder neutrales Substantiv handelt?

Ich denke nicht. Ich denke, worauf es hier ankommt, ist nicht, dass ein Substantiv nach seinem grammatischen Geschlecht definiert wird. Sondern danach, dass man aufgrund der Signale leichter erkennen kann, wer gerade handelt (Subjekt im Nominativ), was Gegenstand der Handlung (Ergänzung im Akkusativ) ist und wer durch diese Handlung „adressiert“ wird (Dativobjekt).

Aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.

Tipps zur Beugung der Substantive im Deutschen und Dänischen

Die Unterschiede in der Beugung von Substantiven im Deutschen und im Dänischen sollten jetzt erst einmal klar geworden sein. Und wenn du selbst Dänisch oder Deutsch unterrichten willst, merkst du an dieser Stelle schon, wo typische Fehlerquellen liegen. Denn es reicht nicht aus, die Regeln zu kennen. (Oder wie ich gerne sage: Wenn du ein Klavier erkennst, heißt das noch nicht, dass du es auch spielen kannst.)

Für jemanden mit der Erstsprache Deutsch ist es schwer, sich daran zu gewöhnen, den Artikel an das Substantiv anzuhängen. Hinzukommt, dass „-en“ im Deutschen eine typische Plural- und Dativendung ist. Mein Hirn hat sich anfangs schlichtweg geweigert, darin einen bestimmten Artikel erkennen zu wollen.

Für jemanden mit der Erstsprache Dänisch gibt es dagegen nur die vier Endungen der Grundform – ganz gleich, ob das Substantiv im Nominativ, im Akkusativ oder im Dativ erscheint.

Am Ende hilft also nur eines: üben, üben, üben. Fehler machen dürfen, um Fehler erkennen und korrigieren zu können. Und vor allem gilt es, den Artikel und die Pluralendungen von Anfang an mitzulernen – im Spracherwerb Dänisch ebenso wie im Spracherwerb Deutsch.

Für Schreibmuffel  könnte das beispielsweise so aussehen: 😉

Doch natürlich gibt es mit Blick auf das Substantiv im Vergleich Deutsch-Dänisch noch viel mehr zu beachten, beispielsweise eben die Pluralbildung oder die leidige Frage, woran man erkennen kann, welches Geschlecht ein Substantiv im Deutschen oder im Dänischen hat. Und natürlich wollt ihr auch unbedingt wissen, woran man erkennt, ob ein Nomen im Akkusativ oder im Dativ stehen muss.

In weiteren Beiträgen werde ich auch darauf noch eingehen. Falls ihr aber jetzt schon Fragen oder Anmerkungen habt, schreibt sie gern in die Kommentare!

Tusind tak!

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